Kristall-Fotografie

Meine neue Leidenschaft ist die Mikro-Fotografie, hier speziell das Fotografieren von Kristallisationen unterschiedlichster Stoffe. Dies kann so etwas Exotisches wie Gibberellinsäure sein oder einfach nur Aspirin.
Auch wenn den meisten Betrachtern der Fotos die Namen der fotografierten Stoffe unbekannt sein dürften, so handelt es sich doch um Substanzen, mit denen wir fast täglich zu tun.
Eine Liste mit dem Vorkommen und dem Verwendungszweck finden Sie hier.

Bei den Fotos interessiert mich eher der ästhetische als der wissenschaftliche Aspekt. Die Kristallformationen erinnern vielfach an abstrakte Malerei, obwohl ihnen sehr geordnete Strukturen zugrunde liegen.
Die Formen- und Farbenvielfalt der Mikrokristalle, die dabei entsteht, lässt das Herz des Fotografen höherschlagen.
Sichtbar werden sie allerdings erst im polarisierten Licht.

Wie enstehen solche Fotos?

Kristallisation kann entweder aus einer erstarrten Schmelze heraus entstehen oder durch Verdunstung der Flüssigkeit, in der der betreffende Stoff gelöst war. Man löst z.B. Vitamin C in Wasser auf und trägt diese Lösung auf einen Mikroskop-Objektträger auf. Mit dem Verdunsten des Wassers bilden sich feinste Kristall-Strukturen heraus.

Betrachtet man das Ergebnis nun mit einem normalen Mikroskop, wird man recht enttäuscht sein, da man nicht die Farben und Strukturen der hier gezeigten Fotos sieht.
Diese werden erst durch den Einsatz von Polarisationsfiltern sichtbar.

Das physikalische Prinzip dabei ist die sogenannte Doppelbrechung. Die Doppelbrechung kommt nur bei ganz bestimmten (optischen anisotropen Stoffen) vor. Hier wird ein einfallender Lichtstrahl aufgeteilt und durchläuft zwei unterschiedliche Wege. Man spricht vom ordentlichen und außerordentlichen Strahl. Da die beiden Strahlen unterschiedlich lange Wege zurücklegen, kommt es bei ihrer Wiedervereinigung zu Interferenzerscheinungen, die die bunten Farben erzeugen. Um diese Effekt zu erreichen, benötigt man im Strahlengang des Mikroskops einen Filter vor dem zu untersuchenden Stoff (Polarisator) und einen danach (Analysator).
Unterschiedliche Farben ergeben sich durch Verdrehen des Polarisators.

Neben einem Mikroskop benötigt man natürlich noch eine Kamera, die an das Mikroskop adaptiert werden muss. Ich benutze eine Spiegelreflex-Kamera ohne Objektiv.

Wer sich selbst mit der Fotografie von Mikrokristallen im polarisiertem Licht oder allgemein der Mikro-Fotografie beschäftigen möchte, hier noch ein Tipp zum Mikroskop-Kauf:
Für gute Ergebnisse braucht man eine gute Mikroskop-Optik, Billig-Mikroskope scheiden da aus.
Da qualitativ hochwertige Mikroskope relativ teuer sind, tut es auch ein gebrauchtes.
Ich habe sämtliche Aufnahmen mit einem Leitz-Mikroskop aus dem Jahre 1970 gemacht.

Mikroskop mit Kamera

Das Foto zeigt das Leitz-Mikroskop mit einem selbst gefertigten Kamera-Adapter.

Die Kamera wird ohne Objektiv benutzt und ist über den HDMI-Ausgang mit einem Monitor verbunden, um die Schärfe der Aufnahmen besser beurteilen zu können.

Ganz unten auf dem Mikroskop-Sockel sieht man den aufgesetzten Polarisator.
Dieser besteht aus einer Polarisationsfolie, die zwischen zwei Metallringe geklebt ist.
 

Wer sich grundsätzlich mit der Mikroskopie auseinandersetzen will, dem sei das Mikroskopie-Forum empfohlen. Hier kann man sehr viele nützliche Informationen erhalten.